Wachteleier vom Oberfrei

Klein aber oho: Wachteleier vom Oberfreihof

Im Jahr 2019 hat Julia Burger den Oberfreihof in Flaas bei Jenesien von ihren Eltern übernommen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Klaus Egger hat sie aus dem Milchviehbetrieb im Nebenerwerb ein innovatives bäuerliches Unternehmen im Vollerwerb geschaffen. Im Stall stehen heute nur noch vier Milch- und zwei Mutterkühe. Dafür wuseln rund 600 Wachteln durch die Gehege, legen mal da, mal dort ein Ei und sichern der Familie mittlerweile das Haupteinkommen. 

Schau beim Oberfreihof vorbei und lerne Julia kennen:

Mit Bio-Wachteleiern zum Vollerwerb
Vom Hobby zur Haupteinnahmequelle. Julia Burger hält auf ihrem Biohof in Flaas/Jenesien rund 600 Wachteln. Eier und Fleisch der Tiere sind heiß begehrt – vor allem bei der Gastronomie.

Wachteleier sind eine begehrte Delikatesse und in Südtirol ein absolutes Nischenprodukt. Wie Julia und Klaus ihre Wachtelzucht aufgebaut haben, wie sie trotz der Abgeschiedenheit des Oberfreihofes den Produktvertrieb managen und warum im Stall auch die Hähne gern gesehen sind, das verrät die Jungbäuerin im Interview.

 

Wer war am Oberfreihof zuerst da, die (Wachtel-)Henne oder das Ei? 

Julia Burger: Es waren vier Wachtelhennen. Allerdings handelte es sich um ein Geschenk, das mir mein Mann gemacht hatte. Damals arbeitete er noch in einem Hotel, und als der Küchenchef von den Wachteln erfuhr, motivierte er uns, 50 Stück anzuschaffen. Das Hotel würde uns die Eier abkaufen. Weil wir uns ohnehin schon vorher Gedanken über neue Einkommensmöglichkeiten gemacht hatten und das Interesse an unserem Produkt stieg, begannen wir, Wachteln selbst zu züchten und haben so Schritt für Schritt unser Geschäftsmodell aufgebaut. 

 

In Italien gibt es zahlreiche Wachtelzuchten – üblicherweise in Käfighaltung. Wo und wie wachsen Ihre Wachteln auf?

Von Natur aus leben Wachteln in Herden. Sie brauchen Möglichkeiten zu scharren, zu picken, sich zu verstecken und im Sand zu „baden“. Alle diese Voraussetzungen finden sie auch bei uns vor. Im Stall befinden sich aktuell sechs große Gehege, in denen die Wachteln in Gruppen von etwa 100 Stück leben. Die Einstreu ist immer frisch und trocken, und bei Bedarf können sich die Tiere in Kisten oder unter Zweigen zurückziehen. Durch ein automatisches Trinksystem bekommen sie ständig frisches Wasser. Wir füttern sie mit einer in der Meraner Mühle eigens abgestimmten Biogetreidemischung sowie mit biologischen Leckereien wie Kräutern, Gras und Gemüse, darunter Kürbis, den sie über alles lieben. 

 

Sie haben den Betrieb 2020 auf biologische Haltung nach Bioland umgestellt. Warum?

Weil es uns ein Anliegen war, naturnah zu produzieren. 

 

Wie steht es um den Auslauf der Wachteln?

Ein Auslauf ins Freie würde für unsere Wachteln wegen der vielen Fressfeinde nur Stress bedeuten. Stress mögen sie gar nicht, und er hindert sie am Legen. Wir versuchen stattdessen, ihnen im Gehege einen Wohlfühlraum zu schaffen. Mit fünf bis maximal zehn Tieren pro Quadratmeter haben sie zum Beispiel weitaus mehr Platz als es die Bioland-Richtlinien vorschreiben. Unser wichtigstes Anliegen ist es, dass es den Tieren gut geht. 

 

Worin unterscheidet sich die Wachtel- von der Hühnerhaltung?

Zum Beispiel schlafen Hennen auf Stangen, sind Frühaufsteherinnen und legen die Eier in der Regel morgens in ein Nest. Wachteln ruhen sich am Boden aus, sind Morgenmuffel und legen – eher gegen Abend – dort, wo sie gerade stehen. Wir müssen also ordentlich aufpassen, dass wir die Eier beim Aufsammeln im Gehege nicht zertreten. Die Legeleistung ändert sich wie bei den Hühnern je nach Alter, bei jungen Vögeln beträgt sie täglich 80 Prozent, bei älteren 30 bis 50 Prozent.

 

Und worin unterscheidet sich ein Wachtel- von einem Hühnerei, abgesehen von der Größe?

Wachteleier wiegen im Durchschnitt nur 12 Gramm, etwa ein Fünftel von Hühnereiern, wobei der Dotter etwa zwei Drittel einnimmt. Beim Hühnerei ist es etwa ein Drittel. Außerdem sind Wachteleier kleine Vitaminbomben, enthalten auch viele andere wichtige Nährstoffe, aber weniger Cholesterin als Hühnereier. Menschen mit Allergien und Unverträglichkeiten kommen mit Wachteleiern im Gegensatz zu Hühnereiern oft gut zurecht. 

 

Wie schwierig ist die Wachtelzucht?

Am Anfang mussten wir für unsere Unerfahrenheit Lehrgeld bezahlen. Mittlerweile funktioniert das Züchten mit Hilfe von Brütern sehr gut. Wir können uns gewissermaßen einteilen, wann mehr und wann weniger Küken ausgebrütet werden. Zu Ostern ist die Nachfrage nach Eiern zum Beispiel sehr groß, deshalb sollten wir dann möglichst viele geschlechtsreife und legefreudige Hennen haben. Natürlich funktioniert nicht immer alles reibungslos. Aber das kommt in jedem Unternehmen vor.

 

Wer sind Ihre Hauptkunden?

Wir vermarkten rund 40 Prozent der Eier über Bio- und Feinkostläden im Umkreis bis Meran, etwa 60 Prozent gehen über den Großhandel an die Gastronomie. 

 

Warum haben Sie sich für den Großhandel entschieden? Oft geraten Produzenten damit in eine gewisse Abhängigkeit, haben geringere Margen als beim Direktverkauf und müssen kontinuierlich gewisse Mengen liefern.

Die Nachfrage nach Wachteleiern besteht hauptsächlich in der Gastronomie und Hotellerie. Wir würden die Aufnahme von Bestellungen und die Auslieferung an jeden Kunden zeitlich nicht allein schaffen, auch wenn meine Eltern am Hof noch viel mithelfen. Der Großhandel nimmt uns derart viel Logistik ab, dass die Rechnung auf jeden Fall gut aufgeht. Eine Mengenverpflichtung wäre nicht sinnvoll, weil sowohl unser Angebot als auch Nachfrage der Gastronomie ständig schwanken.

 

Sie hatten vor einiger Zeit vor, auch die Wachtelhähne zu mästen und das Fleisch zu verkaufen (siehe Video). Ist das gelungen?

Ja, nach viel Vorarbeit, die es für die Vermarktung von innovativen Produkten braucht, ist es im September 2023 endlich gelungen. Wir schlachten alle zwei Monate und verkaufen rund 150 bis 200 Hähne – zu 90 Prozent an die Gastronomie.

 

Haben Sie weitere Pläne in Bezug auf die Wachtelzucht?

Unser nächster Plan ist die Vergrößerung um eine weitere Gruppe von weiteren 100 Wachteln. 

 

Was bereiten Sie mit Ihren Wachteleiern am liebsten zu?

Ganz ehrlich? Ich genieße sie ohne viel Drumherum, ganz einfach hart- oder weichgekocht und mit etwas Salz gewürzt. 

Nimm diese 3 Learnings von Julia Burger mit:

  • Wenn du für etwas Leidenschaft verspürst, macht dir auch harte Arbeit viel Freude.

  • Rückschläge kommen. Ganz sicher. Aber gib nicht auf, lass dich nicht entmutigen und halte durch. Dann kommen auch die Erfolge. Ganz sicher.

  • Wir haben von vielen Seiten Unterstützung erhalten und sind nach wie vor dankbar dafür. Such dir bei der Umsetzung deiner Ideen Hilfe und nimm diese auch an.

Ähnliche Impulse
  • 06.11.2025
Wo Vielfalt Wurzeln schlägt
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 27.10.2025
Neues Denken am Berg
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 21.05.2025
Qualität mit Herkunft
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 15.11.2024
Local Exotics aus Aldein
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 30.10.2024
Selbst ist der Meister
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 07.10.2024
„Die Zeit ist reif fürs Carsharing“
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 18.09.2024
Für eine alkoholfreie Genusskultur
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 30.05.2024
Ökosystem im Glashaus
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 22.04.2024
Mit Passion, Gespür und Beharrlichkeit
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 19.04.2024
Glücklich, gesund und ihren Preis wert!
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
Ähnliche Impulse
  • 06.11.2025
Wo Vielfalt Wurzeln schlägt
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 27.10.2025
Neues Denken am Berg
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 21.05.2025
Qualität mit Herkunft
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 15.11.2024
Local Exotics aus Aldein
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 30.10.2024
Selbst ist der Meister
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 07.10.2024
„Die Zeit ist reif fürs Carsharing“
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 18.09.2024
Für eine alkoholfreie Genusskultur
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 30.05.2024
Ökosystem im Glashaus
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 22.04.2024
Mit Passion, Gespür und Beharrlichkeit
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen
  • 19.04.2024
Glücklich, gesund und ihren Preis wert!
  • Kommentar Kommentare
  • Gefällt mir Reaktionen