Mit dem Projekt TauFrisch geht das Ahrntal neue – nämlich ganz kurze – Wege in Sachen regionaler Nahversorgung. Vor den Toren von Sand in Taufers entstand ein halber Hektar großer Gemüsegarten, der inzwischen bis zu zehn Betriebe beliefert – und das von April bis November. Auf dem TauFrisch-Feld wächst eine beeindruckende Vielfalt: über 300 verschiedene Gemüsearten, von Klassikern bis hin zu alten, regionaltypischen und selten gewordenen Sorten. Auch Blumen spielen eine wichtige Rolle: Sie bringen Farbe ins Feld, fördern die Artenvielfalt, bieten Lebensraum für Insekten und ermöglichen den Mitgliedsbetrieben frische Dekoration.
Von der Idee zum größten Gemeinschaftsgarten
„Die Idee ist im Grunde schon vor sieben Jahren entstanden”, erzählt Fauster. „Damals hatte Paul Stocker vom Alphotel Stocker den Gedanken, die weite Fläche des Talbodens – die bis dahin nur mit Mais und Gras bepflanzt war – bunter und blumenreicher zu gestalten, ganz im Sinne der Biodiversität. Sein Anliegen war zunächst der Schutz der Insekten. Bald entstand daraus die Idee, einen ganzen Talgarten anzulegen. Heute blicken wir voller Freude auf die Fülle des ertragreichen Bauerngartens TauFrisch.“
Über Investitionen und besondere Gewinne
Jedes Projekt braucht Ideengeber:innen – und Menschen, die es tatkräftig voranbringen. „Wir teilen uns nicht nur die Materialkosten, sondern auch die Ausgaben für einen professionellen Gärtner. Er stimmt sich mit uns Mitgliedsbetrieben ab, plant die Bepflanzung, übernimmt die Pflege und bereitet das Gemüse und die Kräuter zur Abholung vor.“
TauFrische Zahlen: Die teilnehmenden Betriebe zahlen jährlich einen Mitgliedsbeitrag. Dieser beläuft sich für kleine und mittlere Betriebe auf 1.500 Euro, für größere Betriebe beträgt er 2.500 Euro. Die Ernteerträge lassen sich in etwa wie folgt einschätzen: Im Jahr 2025 (Stand aktuell) wurden etwa 6.000 kg Erdäpfel, 5.000 kg Gemüse und natürlich jede Menge Blumen geerntet. Gepflanzt wurden im Frühjahr und im Laufe des Sommer gut 20.000 Pflanzen.
Was es braucht, damit so etwas funktionieren kann? Experimentierfreude, Neugier – und natürlich Idealismus, so Fauster. „Man muss bereit sein, sich auf die Natur einzulassen; entspannt, ja vielleicht auch spielerisch an die Sache herangehen. Denn Natur lässt sich natürlich nie exakt planen. So kann es eben sein, dass ein Restaurant am Ende ein paar Zucchini mehr erhält, ein anderes weniger – und das für denselben Mitgliedsbeitrag. Mal gibt es eine Sorte Gemüse im Überfluss, mal wächst etwas aufgrund des Wetters vielleicht nicht so gut – und das alles gehört dazu.“.
Finanziell rechnet sich das Projekt nicht auf den ersten Blick, besonders wenn man die eigene investierte Zeit mit einbezieht. „Doch im zweiten Moment ist der Gewinn klar: Qualität. Wer gesundes Wirtschaften als Teil seiner Vision sieht und im Sinne der Gemeinwohlökonomie denkt, erkennt den wahren Wert.“
Ein Garten, der Menschen verbindet
Schulklassen helfen bei der Arbeit, Besucher:innen können das Feld besichtigen, Gäste kommen mit dem Gärtner ins Gespräch und erfahren mehr über Anbauweise, Sortenvielfalt und Philosophie. „TauFrisch bringt die Menschen zusammen und – im wahrsten Sinne – alle wieder ‘auf den Boden’“, sagt Fauster. „Man setzt sich wieder mit Mutter Natur auseinander, lernt, wie, wann und was gedeiht – und wie man es verarbeitet.“
„Unser Traum ist es, das Projekt weiter auszubauen, damit die Talebene wieder zur Speisekammer der Tauferer Bürger:innen wird – so wie früher. Und wir wünschen uns natürlich viele Nachahmer:innen.“
Fazit – Erfolgsfaktoren für ein funktionierendes Gemeinschaftsgarten-Projekt:
Autorin: Ines Visintainer