Beim kostenlosen TourisMUT-Webinar drehte sich alles um Chancen, Herausforderungen und Best Practices rund um Barrierefreiheit im Tourismus. Gleich zu Beginn machte Hans-Peter Schraffl, Gründer von Monorolly und selbst Rollstuhlsportler, deutlich: „Barrierefreiheit ist für 10 % der Gäste unentbehrlich, für 40 % notwendig und für 100 % komfortabel!“
Allein in der EU leben rund 138,6 Millionen Menschen mit besonderen Bedürfnissen – das sind fast ein Drittel der Bevölkerung. In Deutschland sind es 7,9 Millionen schwerbehinderte Menschen, also 9,3 %. Hans-Peter macht deutlich: Barrierefreiheit ist ein Wirtschaftsfaktor. 37 % der Betroffenen haben aufgrund fehlender Barrierefreiheit bereits auf eine Reise verzichtet, 48 % würden häufiger verreisen, wenn es mehr passende Angebote gäbe.
Sein Appell: Touristische Anbieter müssen keine Perfektion anstreben – aber verlässlich, ehrlich und zielgruppengerecht kommunizieren. Mit seiner Initiative Monorolly.com überprüft er Skigebiete auf Barrierefreiheit und zeigt auf, wie sich Angebote authentisch und inklusiv gestalten lassen.
Gabriel N. Toggenburg, Gastgeber im Haus Himmelfahrt am Ritten, verfolgt eine klare Vision: Barrierefreiheit ist kein Widerspruch zu Nachhaltigkeit und Ästhetik – sie gehört untrennbar dazu. „Nachhaltigkeit funktioniert nicht ohne Barrierefreiheit. Und diese darf sichtbar und schön sein!“, betont Gabriel. Die vier Ferienwohnungen sind nach den drei Grundprinzipien Tradition, Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit ausgerichtet. Die Gäste erwartet ein durchdachtes Gesamtkonzept – von nullschwelligen Türen über rollstuhlgerechte Badezimmer und flexible, unterfahrbare Küchen bis hin zu handgefertigten Betten und biologischer Bettwäsche aus einem sozialen Projekt.
Für Tjaša Intihar, Koordinatorin des Youth Hostels Ars Viva in Slowenien, ist Barrierefreiheit gelebte Haltung. Nach einem Unfall des Besitzers wurde der elterliche Hof zu einer barrierefreien Herberge umgebaut: ein Ort, an dem Inklusion täglich erlebbar wird. Barrierefreie Zimmer, individuell gestaltete Workshop-Räume, spezielle Fahrräder und ein Betreuungsteam von 40 Assistent:innen für 24 Gäste machen Ars Viva zu einem Vorzeigemodell. Dabei steht nicht die Struktur im Vordergrund, sondern der Mensch – oder wie Intihar sagt: „Ars Viva ist keine Institution, sondern eine Familie.“
Die drei Beispiele machen deutlich: Barrierefreiheit ist kein Zusatz, sondern ein zukunftsweisender Qualitätsfaktor im nachhaltigen Tourismus. Ob durch transparente Kommunikation, durchdachtes Design oder gelebte Inklusion im Alltag: Wer sich dem Thema mit Offenheit und Haltung nähert, schafft echte Zugänge und spürbaren Mehrwert. Für Gäste. Für Gastgeber:innen. Und für eine Branche, die mutig nach vorne blickt.
Deine 3 Learnings aus dem Webinar
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