Nudging ist ein Konzept aus der Verhaltensökonomie, das Menschen unbewusst anregen oder gar beeinflussen soll.
Nudging ist in der Hotellerie und Gastronomie einfach anwendbar.
Im Grunde lässt sich Nudging 4 Prinzipien zuordnen, die im Text anhand eines Beispiels erklärt werden:
Angesichts der globalen Klimaentwicklung und des wachsenden Interesses an nachhaltigen Angeboten übernehmen Südtiroler Betriebe zunehmend Verantwortung und gestalten ihre Unternehmen umweltfreundlicher. In der Gastronomie kann ein Umdenken und ein Umhandeln nur unter Einbezug der Gäste erfolgreich sein. Doch wie nimmt man diese sanft bei der Hand? Wie kommuniziert man die eigenen Ambitionen und getroffenen Entscheidungen so, dass sie nicht nur positiv wahrgenommen und verstanden, sondern auch mitgetragen werden?
Wo Handtücher nicht mehr nonstop gewechselt werden, die Mango plötzlich am Buffet fehlt oder Zimmerservice nur noch auf Anfrage geboten wird, gilt es, den Gast nicht nur zu informieren oder zu sensibilisieren, sondern ihn zu inspirieren und zu motivieren! Wo immer eine Herausforderung, da auch eine Chance!
Nudging ist ein Konzept aus der Verhaltensökonomie, das darauf abzielt, Menschen auf subtile Weise zu bestimmten Entscheidungen oder Verhaltensweisen zu bewegen, ohne sie zu zwingen. Der Begriff stammt vom englischen „to nudge“, was so viel wie „anstoßen“ oder „anstupsen“ bedeutet. Die Idee dahinter ist, dass kleine, unaufdringliche Veränderungen im Umfeld oder in der Art und Weise, wie Optionen präsentiert werden, das Verhalten von Menschen beeinflussen können – oft ohne, dass diese sich bewusst sind, dass sie „gelenkt“ werden. Beim Nudging geht es also darum, die Entscheidungsarchitektur so zu gestalten, dass gewünschtes Verhalten gefördert wird, und darum, getroffene Entscheidungen so zu kommunizieren, dass ihre positive Wirkung über reine Akzeptanz hinausreicht. Die Devise lautet:
Mache die nachhaltigere Option zur einfachen, attraktiven und naheliegenden Wahl! Aber auch: Tue Gutes und sprich darüber – auf die richtige Weise.
Die 4 Prinzipien des Nudging
1. Prinzip Default (Voreinstellung): Das wünschenswerte Verhalten zur Standardeinstellung machen
Beispiel: Statt ein Fleisch- und Fischgericht um den Hinweis „Vegetarisches Gericht auf Anfrage erhältlich“ zu ergänzen, könnte man den Spieß einfach umdrehen und ein vegetarisches Gericht oder auch Fischgericht anbieten und mit der Information „Fleischgericht auf Anfrage erhältlich“ versehen.
2. Prinzip Bequemlichkeit: Das wünschenswerte Verhalten zum einfachsten und intuitivsten Verhalten machen
Beispiel: Eine prominente Positionierung von nachhaltigen Gerichten auf der Speisekarte oder eine gezielte Anordnung von Speisen am Buffet, sodass nachhaltige Speisen auffälliger präsentiert werden, zeigt sofort Wirkung!
3. Prinzip Soziale Normen: Das erwünschte Verhalten wird bereits von einer Mehrheit relevanter Vergleichsgruppen umgesetzt
Beispiel: „9 von 10 Gästen verwenden ihr Handtuch mehrfach und haben damit dazu beigetragen, unseren CO₂-Fußabdruck in nur einem Jahr von X auf Y zu reduzieren.“
4. Prinzip Information: Die gewünschten Entscheidungen werden auf Basis fundierter Informationen getroffen
Dies kann nicht nur durch das Aufzeigen konkreter Zahlen und Fakten erreicht werden (siehe vorangehendes Beispiel), sondern auch durch Storytelling! Ein Beispiel dafür sind Einleger für die Speisekarte, die über die Geschichte des Gerichts, die Herkunft der Zutaten oder die Herstellung erzählen.
Eine Studie bezeugt: Stupsen zeigt Wirkung!
Dr. Isabel Schäufele-Elbers, Assistenzprofessorin für Agrarökonomie an der Universität Bozen, konnte anhand der Studie „Nudging in der Gastronomie – Wie Gäste zu nachhaltigeren Entscheidungen motiviert werden können“, an der sich Südtiroler Betriebe beteiligten, belegen, dass „Stupsen“ auf jeden Fall Früchte trägt! So zeigt das Beispiel eines B&B Hotels in Gröden, wie Informations-Nudges wirken: Durch einfache, faktenbasierte Hinweise („Sie können dazu beitragen, Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken!") ließen sich folgende Ergebnisse und Schlussfolgerungen ableiten:
Die Reste in den Tellern konnten um 37% reduziert werden.
Am ersten Urlaubstag wurden mehr Lebensmittel verschwendet als an den weiteren Tagen.
Die Botschaften wurden als sinnvoll und wirksam empfunden.
Das Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung scheint grundsätzlich hoch zu sein.
Das nachhaltige Verhalten wurde mithilfe der Informations-Nudges aktiviert.
Deutlich wurde bei unterschiedlichen Untersuchungen von Frau Dr. Schäufele-Elbers auch: Es geht nicht nur darum, dass Nudging funktioniert, sondern auch darum, wie es eingesetzt wird. Beispielsweise lässt sich der Begriff „fleischfrei“, der den Fokus auf den Verzicht legt, wunderbar mit dem positiv wirkenden Trendwort „plant-based“ ersetzen. Auch die Beschreibung macht einen Unterschied: Wird die „vegane Linsensuppe“ zur „Linsensuppe mit Croutons aus knusprig gebratenen Tofuwürfeln“, so steigt die Anzahl der Bestellungen - obwohl es sich um ein und dasselbe Gericht handelt!
Nudging wird durch einfache Beispiele sofort verständlich und regt an, es selbst auszuprobieren: Schließlich ist es eine Methode, die ebenso simpel wie kostengünstig ist! Und: Sie kann sogar dazu beitragen, die Gästeerfahrung vor Ort zu verbessern und die betriebliche Effizienz zu steigern.
Nimm dir diese 3 Learnings mit:
Alle, die tiefer ins Thema eintauchen möchten, finden hier nähere Informationen: