Anna Atz

Der Weg zum Nachhaltigkeitslabel

  • Anna Atz ist Nachhaltigkeitsexpertin im HGV und bereitet Betriebe auf eine Nachhaltigkeits-Zertifizierung vor. Im Gespräch erklärt sie, wie dieser Prozess abläuft.

  • Seit rund eineinhalb Jahren bietet der HGV das Beratungspaket zum Thema Nachhaltigkeit für Mitglieder und Nicht-Mitglieder an, bisher hat der HGV rund 60 Betriebe betreut.

  • Das sagt die Expertin: „Nachhaltiges Wirtschaften etwa bei Wasser, Abfall, Strom und Heizung spart Kosten – und zwar beträchtlich“

Wie erhält ein Betrieb das Nachhaltigkeitslabel Südtirol?

Für das Level 3 muss der Betrieb eine internationale Zertifizierung haben, das kann ein GSTC-Zertifikat sein, aber auch Green Sign oder andere. Das Nachhaltigkeitslabel Südtirol orientiert sich an den GSTC-Kriterien. Für das Level 1 oder 2 des Nachhaltigkeitslabels reicht beispielsweise eine CO2-Zertifizierung oder ein Nachhaltigkeits-Assessment. Das Nachhaltigkeitslabel Südtirol ist tatsächlich „nur“ ein Label, keine Zertifizierung. Es gibt den Betrieben aber noch einmal mehr Sichtbarkeit.  

 

Warum wählen viele Betriebe das GSTC-Zertifikat und warum orientiert sich das Nachhaltigkeitslabel gerade an den Kriterien von GSTC?  

GSTC steht für Global Sustainable Tourism Council, das ist eine gemeinnützige Organisation, die die grundlegenden Standards für eine nachhaltige Entwicklung im Reise- und Tourismussektor auf globaler Ebene festlegt und leitet. Wir haben bereits einige Betriebe auf dem Weg zur GSTC-Zertifizierung auf Level 3 begleitet. Das Zertifikat ist in Südtirol bekannt, einige Destinationen sind GSTC-zertifiziert und das Preis-Leistungs-Verhältnis passt. Beratung gibt es bei GSTC keine, die übernehmen wir.

 

Mit dem GSTC-Zertifikat erhält der Betrieb automatisch Level 3, die höchste Stufe. Warum braucht es Level 1 und 2 auch noch? 

Level 1 und 2 sind vor allem für die kleinen Betriebe wichtig, die sich auf den Weg der Nachhaltigkeit gemacht haben. Um auch ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr Engagement kommunizieren zu können. So eine internationale Zertifizierung auf dem höchsten Niveau bringt Kosten, nicht alle haben die finanziellen Ressourcen, aber viele bemühen sich sehr, nachhaltig zu wirtschaften. 

 

Das Nachhaltigkeitslabel kann auf allen Kommunikationskanälen als Marketinginstrument genutzt werden, welche Vorteile haben die Zertifizierung und der damit verbundene Prozess für den Betrieb noch?

Es ist eine Art Beleg für den Betrieb, dass er nachhaltig handelt – und für den Gast wird das immer wichtiger. Wenn die Gäste vor Ort sehen, es wird nachhaltig gearbeitet, ist das sicherlich ein Grund wiederzukommen. Außerdem ist nicht zu unterschätzen, dass nachhaltiges Wirtschaften etwa bei Wasser, Abfall, Strom und Heizung auch Kosten spart – und zwar beträchtlich. Dann hat der Betrieb wiederum das Geld, um in hochwertige lokale Produkte zu investieren. 

 

Wie lange dauert es, bis der Betrieb das Zertifikat in der Hand hat?

Der Prozess ist unterschiedlich lang, je nachdem wie weit der Betrieb schon ist. Und noch wichtiger: je nachdem, wie engagiert und motiviert er ist. Nach der ersten Analyse werden Ziele und Maßnahmen definiert, um die Kriterien einer Zertifizierung zu erfüllen. Je schneller die Umsetzung, umso kürzer der Prozess. In unserem Paket sind drei bis vier Workshops inkludiert, im Abstand von zwei, drei Wochen. Beim Pre-Audit schauen wir dann gemeinsam mit dem Betrieb, ob alle Kriterien erfüllt sind – und füllen eventuelle Lücken bevor der Auditor kommt. Es dauert durchschnittlich ein halbes Jahr pro Betrieb. 

 

Ihr bietet auch Gruppen-Beratungen an. Was sind die Vorteile?

Genau. Daran können maximal sechs Betriebe teilnehmen. Die Betriebe sind ähnlich strukturiert, haben eine ähnliche Größe und liegen meistens auch in derselben Gegend. Ein großer Vorteil sind sicherlich die geringeren Kosten, weil die auf die Teilnehmenden aufgeteilt werden. Viele fühlen sich in einer Gruppe auch wohler: Der Austausch mit den anderen motiviert und man geht den Weg der Nachhaltigkeit zusammen. 

 

Was ist im Beratungspaket des HGV noch inkludiert?

Wir haben eine Plattform entwickelt, die den ganzen Beratungsprozess samt Kriterien der Zertifizierung digital abbildet. Sie hält also alle notwendigen Infos für den Betrieb bereit – dort lädt auch der Betrieb dann alle Unterlagen hoch. Und für den Auditor sind sie dann schon gesammelt und vor dem Audit einsehbar. Wir Berater haben ebenfalls Zugriff und kontrollieren den Fortschritt und helfen wo nötig. Außerdem reichen wir auch die Förderung ein, bis zu 35 Prozent des Prozesses können nämlich vom Land gefördert werden.

 

Bei den Workshops mit dem HGV ist das Green Team des Betriebs dabei. Wer ist Teil dieses Teams? 

Im Laufe des Prozesses muss das Green Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder ein Nachhaltigkeitsbeauftragter ernannt werden, das ist auch ein Kriterium für die Zertifizierung. Wer bei den Workshops dabei ist, hängt dann auch von der Größe des Betriebs ab. Der Prozess betrifft mehrere Bereiche bzw. Handlungsfelder, beispielsweise den Einkauf und den Ressourcenverbrauch oder die Kommunikation, deshalb können sich Mitarbeiter aus den verschiedenen Bereichen dem Green Team anschließen. Bei kleinen Betrieben ist oft der Eigentümer oder die Eigentümerin Teil des Teams. Wichtig ist, dass es aus Mitarbeitenden besteht, denen das Thema Nachhaltigkeit wirklich am Herzen liegt. 

 

Alle Schritte der HGV-Beratung findest du hier im Überblick:

 

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